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Archiv: Pressespiegel |
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Vorarlberger Nachrichten, 27.1.1999Marmelade an der WadeSi.Si. Klocker auf dem Weg zu und mit Grete GulbranssonBregenz (VN-cd) "Ihre Mutter: Verrat. Der Mann: Betrug. Ehe: Gefängnis." Eine kurze Charakterisierung, die die Auseinandersetzung mit einer Künstlerin vermuten läßt, der das Frauenbild ihrer Zeit zum Verhängnis wurde. Wenn sich die Vorarlbergerin Si.Si. Klocker (geboren 1967 in Bregenz) mit der in Bludenz geborenen Dichterin Grete Gulbransson (1882-1934) befaßt, ist allerdings etwas anderes zu erwarten. Gulbransson wird zur Phantasiefigur, die die Autorin lediglich an einer Biographie bzw. an Eckpunkten einer Biographie verankert. Der Vornarne der Theaterund Filmwissenschafterin Si-Si. Klocker verdeutlicht, daß sie ihr Talent vorwiegend auf der Bühne, als Autorin bzw. in Filmen einsetzt. Si.Si. ist unter anderem ein modernes Showgirl, frech, klug und selbstbewußt, wenn es darum geht, Mechanismen der Branche zu hinterfragen. Daß sie ihre im Verlag "das fröhliche Wohnzimmer" vorgelegte Textsammlung im Untertitel "Leer- und Wanderjahre einer Dichterin" nennt, läßt einen Humor erkennen, der das Banale nicht scheut. Letztlich denkt da fast jeder an den "Wilhelm Meister" des Olympiers und an dessen "Lehrjahre", aber ist es nicht gerade diese Assoziation, die überdenkenswert wäre? Erotisch aufgeladen"Grete Gulbransson hatte den Wunsch zu flüchten, zu viele Männer waren in ihrern Leben und zu wenige Frauen. Sie fülüte sich ausgelaugt, bisweilen erschlafft und überrollt mit schwerer Panzerinfanterie - unfrei. - Was wollte sie wirklich?" Die Autorin sagt es uns nicht, in ihren Texten taucht Gulbransson - "Bei Dir ist die Sturm- und Drangwut noch lange nicht zu Ende, was Gretel - aber immer wieder als Figur auf, die in die Lage versetzt wird oder werden soll, Phantasiegebilde nicht als Möglichkeit zur Flucht zu sehen, sondern sich diesen wirren, verworrenen, von alltäglichen Vorkommnissen durchzogenen, erotisch auf geladenen Bildern hinzugeben - zum eigenen Lustgewinn und ohne den Halt unter den Füßen zu verlieren. Si.Si. Klockers ungebremste Fabulierlust hat Vorbilder in der Trashliteratur. Peinliche Banalitäten hebt sie nicht durch die Parodie auf, sondern (wenn auch nicht immer) mit Witz: "Graf Trockenwurst schob sich gerade ein 2 riesengroße Stück Röstsalami zwischen die Zähne als Gräf in von Schleimigg den Waschzuber beidhändig aufpackte und hereingewackeltkam 'auf ihren schwarzen Lackschuhen. Die Prinzessin auf der Erbse sitzt heute auf 50 Faschingskrapfen. Die Marmelade fließt zwischen ihren Beinen aus, süße Marillenmarmelade. An der Wade rinnt sie runter." Si.Si. Klockers Textsammlung Grete Gul8bransson - Leer- und Wandedahre einer Dichterin"ist in der Edition "das fröhliche Wohnzimmer" erschienen. Die Autorin liest heute, 20 Uhr, im Felder-Archiv (Bregenz, Kirchstraße 28) aus diesen Texten und aus Ihrem unveröffentlichten Roman Lord Henry: Lhomrie á trois sexes".
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