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RAGNAR - Vater Courage und seine juten Kinder

Ragnar Mathéy - Vater Courage und seine Kinder

 

Dr. Ragnar Mathèy (1920 – 2003) war Jurist, Architekt, Schriftsteller, Erfinder von Elektroautos und Motorrollern, Karpfenzüchter, Kunstmäzen, Selbstdarsteller und Geschichtenerzähler.

Dem im letzten Jahr verstorbenen Lebenskünstler mit den 60 Berufen ist diese Hommage gewidmet.
Einerseits erfahren wir darin in chronologischer Reihenfolge, die wichtigsten Stationen aus seinem Leben, andererseits beleuchtet dieser Film auch sein ungewöhnliches soziales Umfeld, bestehend aus Adeligen, KünstlerInnen, Geschäftsleuten, Aussteigern, Tschechen, Serben, Kroaten, sowie Zigeunern.

Der in Berlin geborene Wahl-Österreicher zog mit seinem Charme alle Altersklassen und Gesellschaftsschichten in seinen Bann.

In seinem Dorf Neu Haslau im Waldviertel und im Fabrikgelände im 16. Bezirk in der Grundsteingasse 12 herrschte er über ein bizarres Reich mit 20er Jahre Flair, in dem sich alle Gesellschaftsschichten mischten.

Ein Thema des Films stellt die chronologische Geschichte seines Lebens dar:

  • Kinder- und Jugendzeit in der 12 Zimmer-Wohnung in Berlin mit wechselnden Vätern, Gouvernanten und Privatlehrern
  • Zeit als Kriegsgerichtsschreiber in Rouen: Dort konnte er verhindern, dass ein Hitlergegner verurteilt wurde.
  • Überleben in der Nachkriegszeit: Die Pacht des Neusiedlersees in den 50er Jahren, um Devisen zu bekommen durch den Abbau von Schilfrohr.
  • Zeit des wirtschaftlichen Wiederaufbaus: Vom Metallwaren-erzeuger zum Erbauer von Elektroautos und Generalvertretung von Klippan-Sicherheitsgurten für das Auto.
  • Kauf eines verlassenen Dorfes im Waldviertel und Beginn der Karpfenzucht im Waldviertel.
  • Wirken als Kunstmäzen: Gründung der Künstlergemeinschaft Grundsteingasse 12.

Ein weiteres Thema des Films ist der soziale Kontext, in dem sich Dr. Ragnar Mathéy bewegte: Bauern, Adelige, Künstler, Ausländer, Aussteiger, Fischhändler, Autohändler... Ragnar Mathèys Lebenseinstellung, seine Bonmots werfen ein illustres Licht auf seine exzentrische Persönlichkeit.

Zur Person Dr. Ragnar Mathèy

Dr. Ragnar Mathèy war eine der wenigen, die es als ihr persönliches Anliegen verstanden, Wirtschaft und Kunst aktiv zu vernetzen. Er förderte viele Künstler in Wien und im Waldviertel und stellte ihnen billigst seine Räumlichkeiten für Ateliers zur Verfügung.

Im Brunnenmarktviertel kannte ihn jeder als den "Herrn Doktor”. Multikulturelles Flair bestimmte den Hof. Es gingen Türken, Serben, Kroaten, bei ihm ein und aus und kauften Karpfen aus seiner Waldviertler Karpfenzucht.
Er selbst hatte fünf Väter, darunter ein Maler und Kunstprofessor (sein biologischer Vater) einen jüdischen Fabriksbesitzer, der auch historische Romane schrieb, einen Rechtsanwalt, einen General und einen Verleger vom Münchner Merkur.

Sein beruflicher Werdegang ist von vielen Wendungen geprägt. Er behauptete mehr als 50 verschiedene Berufe, meist dilettantisch ausgeübt zu haben, u. a. Jurist, Metallwarenerzeuger, Generalvertreter, Generalsekretär der Saurer Werke in Wien, Erfinder, Karpfenzüchter, Betreiber einer Nerzfarm.

Im Waldviertel kaufte er in den 70er Jahren ein verlassenes Dorf, Neu Haslau, auf und renovierte die verfallenen Gehöfte liebevoll. Er legte einen Teich an und züchtete Karpfen. Auch dorthin lud er im Sommer Künstler ein, die dort kreativ arbeiten konnten. Durch mehrere Jahre hindurch waren Maler in einem Haus untergebracht, die eine Scheune zum Gemeinschaftsatelier umbauten.

Ein Jahr vor seinem Tod ließ er ein Eigengrab auf seinem Grundstück in Neu Haslau errichten und probte mit seinen engsten Freunden seine Beerdigung. Denn er wußte, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Sein humorvoller Umgang mit dem herannahenden Tod war in der Tat ungewöhnlich. Er verdrängte ihn nicht, sondern setzte sich künstlerisch damit auseinander.

Sein Leben glich einer fortwährenden Theaterinszenierung und so wollte er wohl bei seinem Begräbnis auch nichts dem Zufall überlassen. Die "Probe" fand denn auch Im Sommer 2002 kurz nach seinem Geburtstag am 11. September statt.

Er lud engste FreundInnen ein, ehemalige Verlobte, seine Tochter viele Künstler und feierte zusammen mit einer Zigeunercombo seine Wiederauferstehung aus dem frisch betonierten "Eigengrab". Ein etwas verfremdeter "Jedermann" mitten im Waldviertel. Ein Stück Toten--tanz, "Danse Macabre".

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