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SI.SI. stellt eine Gegenmacht dar
Die Künstlerin SI.SI. Klocker wehrt sich gegen Machos und andere
Dummheiten
Bregenz (VN cd) Sie singt, schreibt, filmt und, macht Kabarett. Daneben,
tritt die Bregenzer Künstlerin SI.SI. (eigentlich Elisabeth) Klocker
auch als Kaiserin auf.
"VN": Warum eigentlich "SI.SI. - Empress of Europe"
da denkt man doch an den ganzen Kitsch und auch die Missverständnisse,
die mit der Figur der österreichischen Kaiserin Elisabeth verbunden
sind?
Klocker: Kaiserin SI.SI. von Europa" ist für mich eine
Figur, die in Anlehnung an die Kaiserin Elisabeth entstanden ist. Ich
bin anläßlich des 100. Todestages von Kaiserin Elisabeth, aufgetreten
und habe dann ein Programm mit Liedern entwickelt. Ich wollte die Figur
in die Gegenwart verlegen und sie den politischen Umständen anpassen.
SI.SI. ist für mich eine Figur, die eine Gegenmacht darstellt, auch
eine Utopie.
"VN": Die Künstlergruppe, mit, der Sie auftreten,
stellt sich auch als Regierungskabinett dar. Die Politik wird damit offensichtlich
zum Thema.
Klocker: Ja, es gibt einen Film, den ich auch in Bregenz zeige.
Der beinhaltet ein Gespräch des "Cabinet 9". Das ist natürlich
eine Parodie auf die Regierungsverhandlungen. Kunst hat sich nicht in
einen ästhetischen Raum zu verziehen. Das ist meine klare Haltung.
"VN": Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass eine
Elisabeth, pardon SI.SI. Klocker, ohne feministische Inhalte auskommt.
Klocker: Das tut' sie auch nicht. Die Kaiserin ist für mich
die monarchistische Gegenfigur in von Männern dominierten Machtpositionen.
Es geht hier nicht nur um Frauen und Männer, sondern auch um Korruption.
SI.SI. ist also eine die aufräumt.
"VN": Sie sind in unterschiedlichen, Bereichen tätig.
1998 erschien das Buch "Grete Gulbransson. Leer- und, Wanderjahre
einer Dichterin" (siehe: Rezension).
Schreiben Sie Ihre Chansons auch noch selbst?
Klocker: Ja.
"VN": Noch einmal SI.SI. Da gibt es eben auch diesen
enormen Kitsch um die Figur, die ja beispielsweise, von der Tourismuswirtschaft
vermarktet wird. Haben Sie nicht Angst, dass man Sie, trotz aller Ironie
dann doch mit dieser Verlogenheit in Verbindung bringt bzw., dass sie
stets dagegen anspielen müssen?
Klocker: Klar, die Figur wird verkitscht, aber das entspricht ja sowieso
ganz und gar nicht der historischen Person. Insofern habe ich keinerlei
Bedenken. Ich würde sagen, Kaiserin Elisabeth war eine der ersten
Feministinnen überhaupt. Sie stand auch in den monarchistischen Dingen
ganz klar in Opposition zu ihrem Mann. Meine Figur steht auch in Opposition
zu Strukturen in Europa, die für SI.SI. KLOCKER die einzelnen Menschen
nicht durchschaubar sind.
"VN": Kommen wir nach Vorarlberg. Sind die Frauen hier
- was Veränderungen in der Gesellschaft betrifft - vielleicht zu
lahm?
Klocker: Es ist eben auch sehr viel Widerstand von Seiten der Männer
und auch eine Trägheit der Männer da. Die wollen ja den Status
quo erhalten und unter den Frauen gibt es fast nur Einzelfiguren, die
kämpfen. Die müssten sich mehr vernetzen und mehr Druck ausüben,
um auch die eigenen Energien besser einsetzen zu können. Für
einzelne Frauen ist es schwierig, gegen die Machos und die Rückständigen
anzugehen. Es gibt auch Mobbingstrukturen im Ländle. Eben alle diese
alten Geschichten.
"VN": Was raten Sie den Frauen bzw. den Menschen in
Vorarlberg außerdem?
Klocker: Spontan würde ich einmal sagen, sie sollen das Buch
"Stupid White Men" lesen. Da sagt einmal ein Mann klipp und
klar wie blöd Männer eigentlich sind.
"VN": Es gibt da auf dem Coverbild zu Ihrer CD ein Bild
der Kaiserin mit Krone, sie hält einen Apfel in der Hand. Keinen
Reichsapfel, sondern einen saftig-grünen. Wie das?
Klocker: Dieser Apfel hat viele Bedeutungen. Es ist der Apfel der
Eva im Paradies. Er versinnbildlicht das Gesunde, Wohlbefinden, aber auch
Lüge und Verführung.
Ein Soloabend von SI.Sl. Klocker findet heute, 20 Uhr, auf der Probebühne
des Theaters am Kornmarkt In Bregenz statt. Veranstalter ist das Franz-Michael-Felder
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